Ein Jahr vor meiner Matura machte ich mich auf die Suche nach einem Projekt für Freiwilligenarbeit im Ausland. Wie es der Zufall so wollte, stellte meine damalige Spanisch Professorin im Unterricht ALALAY vor. Der Verein überzeugte mich vom ersten Moment an mit transparenter Arbeit und einem warmherzigen Umfeld. Zum Land Bolivien hatte ich keinen Bezug, daher war mir erst recht klar – da muss ich hin!
Im Oktober 2023 ging es los, nach 25 Stunden Reise kam ich in La Paz bei meiner Gastfamilie an. Herzlich wie die Bolivianer*innen sind, wurde ich in Empfang genommen. Nichtsdestotrotz war der Kulturschock größer als gedacht. Aber spätestens ab meinem ersten Tag im Kinderdorf selbst war ich dann vollständig in Bolivien angekommen und konnte nicht glücklicher sein! Die ersten Freundschaften mit anderen Freiwilligen im Kinderdorf wurden geknüpft und heute kann ich behaupten, ich habe Freund*innen fürs Leben gefunden.
Am meisten aus meiner Zeit in Bolivien kann ich jedoch von den Kindern von ALALAY mitnehmen. Ich durfte einiges lernen. Angefangen von wie man Dosen ohne Dosenöffner aufmacht bis hin zu was es bedeutet füreinander da zu sein und sich gegenseitig zu unterstützen.
Nach schon sehr kurzer Zeit war die ALALAY Familie in mein Herz gewachsen und so freute ich mich umsomehr mit den Kindern und dem Team von Erzieher*innen Weihnachten zu feiern. Schneemänner am Fenster und Hochsommer vor der Tür ist definitiv eine Erfahrung für sich, aber es war dennoch wunderschön!
Lernen durfte ich auch von den Kindern, was es heißt, seinen eigenen Weg zu gehen und sich von der Meinung anderer nicht abbringen zu lassen. Jahrelang wollte ich schonmal eine Kurzhaarfrisur haben und einmal wagen den gesamten Kopf abzurasieren. In Bolivien hatte ich dann endlich den Mut und einer der schönsten Momente war, als ein kleiner Junge zu mir herkam, mir über den Kopf streichelte und jubelte, weil wir nun den gleichen Haarschnitt haben.
Nach 6 Monaten Bolivien, einer Zeit, in der ich unglaublich wachsen konnte und viele schöne Erinnerungen sammelte, kam dann der Tag des Abschiedes im Kinderdorf. Es war mit Abstand der traurigste Tag meiner Zeit hier und dennoch voller berührender Momente. Ich kann es kaum erwarten zurückzukommen. ALALAY ist eine riesige, liebevolle Familie und ich bin stolz, ein Teil davon sein zu dürfen. Nichts beschreibt das besser als der Brief eines Mädchens den ich zum Abschied bekommen habe:
„Ich hoffe, du kommst zurück, aber vergiss nicht, dass wir deine
Familie sind und immer mit offenen Armen, einem Lächeln und Freude
dich in deinem zu Hause empfangen werden.“